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3 X 3 für Soziale Verantwortung in der Praxis


Text: Guido Klinker Fotos: WolkeMedia

Es vergeht kaum ein Tag, an dem uns die Nachrichten aus den Krisenregionen der Welt nicht sprachlos machen. Ganz vorn dabei: das Thema Flucht. Laut UNHCR waren 2015 mehr als 65 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht, die Hälfte von ihnen Kinder. Daneben stürzen Naturkatastrophen viele Menschen in persönliches Elend, sei es durch Erdbeben oder Wirbelstürme. Besonders wichtig bei der Hilfe vor Ort: die Unterkunft. Meist handelt es sich dabei um ein Zelt, das jedoch nur bedingt Schutz bietet.

Eine Situation, die Pfleiderer- CEO Michael Wolff und seine Vorstandskollegen nicht ruhen lässt. Also haben sie die Trainees Inga Wiegand, Thomas Daschner und Johannes Ernst gebeten zu erarbeiten, wie Pfleiderer hier mit seinen Möglichkeiten helfen kann. Die Idee der drei: ein Construction Kit, eine Notunterkunft, die eine echte und nachhaltige Verbesserung der Lebenssituation in den Krisengebieten möglich macht.

"Ziel ist, das Construction Kit den Hilfsorganisationen bis zu einem gewissen Umfang kostenlos zur Verfügung zu stellen."

Thomas Daschner
Mit viel Engagement und großer Begeisterung machten sich die drei Trainees im April vergangenen Jahres an die Arbeit und entwickelten in den folgenden Monaten eine praktikable Lösung. Schnell war allen Beteiligten klar: Die Herausforderung ist groß, denn das Construction Kit muss eine Reihe an Bedingungen erfüllen. Es muss witterungsbeständig sein, von jedem Laien mit wenigen Hilfsmitteln und in kurzer Zeit aufzubauen, variabel einzusetzen und modular erweiterbar sein. Daneben ist es wichtig, dass es gut zu verpacken und zu transportieren, ökologisch und sozial nachhaltig ist.

Um all diesen Anforderungen gerecht zu werden, bedurfte es eines klaren Plans. Thomas Daschner: „Wir haben zunächst mit Herrn Wolff die Ziele definiert und dann überlegt, welche Fachbereiche, Abteilungen und Expertise wir benötigen.“ Als das klar war, hat sich das Team die Arbeit in drei Bereiche aufgeteilt. Einer davon: Marketing und Kommunikation mit Hilfsorganisationen wie dem THW. „Wir mussten ja überhaupt erst einmal wissen, was vor Ort gebraucht wird. Wir wollten uns ja nicht irgendetwas ausdenken, was in den Einsatzgebieten nicht einsetzbar ist oder nicht dorthin transportiert werden kann“, so Thomas Daschner. Als Zweites stand die technische Entwicklung im Vordergrund. Hier ging es darum, die Module im Detail hinsichtlich Material und Verbindungselementen zu planen. Der dritte Arbeitsschwerpunkt bezog sich auf Logistik und Transport. „Wie können wir die Module so verpacken, dass sie per Lkw, Schiff oder Flugzeug problemlos transportiert werden können?“, erzählt Daschner.

Nachdem innerhalb des Teams die Verantwortlichkeiten geklärt waren, hat sich jeder intern die notwendigen kompetenten Ansprechpartner gesucht und seinen Aufgabenbereich entwickelt. Einmal pro Woche brachten sich die drei auf den neuesten Stand und stimmten sich über die nächsten Schritte ab.


Beim Material entschieden sie sich für die MFP P5, eine Platte, die alle technischen Bedingungen erfüllt und gleichzeitig kostenseitig attraktiv ist. Thomas Daschner: „Ziel ist, das Construction Kit den Hilfsorganisationen bis zu einem gewissen Umfang kostenlos zur Verfügung zu stellen. Je günstiger das Material, umso mehr können wir zur Verfügung stellen.“

Im Oktober war es dann so weit: Das Trainee-Team stellte Michael Wolff, der das Projekt stets begleitet hat, und dem gesamten Pfleiderer-Vorstand das Construction Kit vor – ein Baukastensystem, das perfekt auf einer Europalette Platz findet. Zehn dieser Construction Kits mit je rund einer Tonne Gewicht passen in einen Container für den Schiffs- oder Flugtransport, zwölf auf einen Lkw. Innerhalb von drei Stunden kann es von drei Personen aufgebaut werden und bietet dann Schutz für bis zu drei Jahre. Die modulare Bauweise erlaubt es, auch größere Einheiten wie Krankenstationen oder Speiseräume zu bauen.

Wann auch immer die ersten Construction Kits irgendwo auf der Welt aufgebaut werden, eines möchten die drei engagierten jungen Pfleiderer-Mitarbeiter auf jeden Fall: sich vor Ort ein Bild machen, wenn das Construction Kit im Hilfseinsatz aufgebaut wird. „Wir sind zwar sicher, alles bedacht zu haben“, so Thomas Daschner. „Aber eine akute Notlage stellt sich immer noch einmal anders dar. Das würden wir gern einmal begleiten und an Ort und Stelle mit anpacken.“
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