Nahezu unbegrenzte Möglichkeiten

Prof. Dr. Andreas Michanickl lehrt an der Fakultät für Holztechnik und Bau an der Fachhochschule Rosenheim. Der ausgewiesene Experte für Holzwerkstofftechnik beschäftigt sich intensiv mit neuen Technologien zur Be- und Verarbeitung von Holzwerkstoffen und war bis April vergangenen Jahres Mitglied des Aufsichtsrates der Pfleiderer Gruppe.
Interview: Guido Klinker

Image №5
1. Welche Bedeutung haben Holzwerkstoffe heute und künftig?
Die Bedeutung von Holzwerkstoffen im Bau sowie im Möbel- und Innenausbau ist heute schon sehr groß und wird aufgrund der vielen positiven Eigenschaften und Möglichkeiten von Holzwerkstoffen weiter wachsen. Unsere Gesellschaft und besonders auch die Politik erkennen seit einiger Zeit wieder die „Werte“ von Holz und Holzwerkstoffen. Das Bauen mit Holzwerkstoffen nimmt seit Jahren stetig an Bedeutung zu, ebenso im möbel- und Innenausbau. Dieser Trend wird sich fortsetzen. In beiden Bereichen kann ich mir eine noch stärkere Durchdringung des Marktes mit Holzwerkstoffen vorstellen. Auch die Entwicklung neuer Holzwerkstoffe und Oberflächen sowie neuer Produktions- und Verarbeitungsverfahren wird zu einer wachsenden Bedeutung von Holzwerkstoffen beitragen.

2. Sehen sie perspektivisch weitere Einsatzbereiche für Holzwerkstoff e und wenn ja, welche?
Unsere Gesellschaft wird sich so langsam wieder der vielen positiven Eigenschaft en von Holz und Holzwerkstoff en bewusst. Holzwerkstoff e werden heute schon in vielen Bereichen eingesetzt, die uns gar nicht bewusst sind oder auffallen. Kaum jemand würde Holzwerkstoff e mit Autos, Gastankern oder Transformatoren in Verbindung bringen.
Wir werden aber in Zukunft auch neue Herstellungsverfahren und damit verbunden neue Holzwerkstoff e sehen, die völlig neue Anwendungsbereiche eröffnen. Wir arbeiten hier zum Beispiel seit einiger Zeit mit einer interdisziplinären Forschungsgruppe an der Entwicklung von Hybridwerkstoff en für unterschiedlichste Anwendungen im Fahrzeugbau, Hochbau, Möbelbau oder in anderen Konsumgüterbereichen. Das finde ich sehr spannend.
Es geht dabei um die Entwicklung von leichten, hochfesten Verbundwerkstoffen aus Holz und Holzwerkstoff en mit zum Teil komplexen Geometrien und fertigen Oberflächen, die sich mit neuen Verfahren ressourcenschonend und wirtschaftlich herstellen lassen.

3. Wie müssen Holzwerkstoffhersteller idealerweise aufgestellt sein, um den wachsenden Marktanforderungen gerecht zu werden?
Die mitteleuropäische Holzwerkstoffindustrie ist gut aufgestellt und eine grüne Industrie. Sie ist Vorbild in der Kaskadennutzung von Rohstoff en. Sie recycelt anfallendes Altholz oder führt es in modernen Kraft -Wärme-Kopplungsanlagen einer thermischen Nutzung zu. Dabei erzeugt sie Strom, der ins Netz eingespeist wird. Damit leistet sie einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz und zu einer umweltfreundlichen, nachhaltigen und ressourcenschonenden Kreislaufwirtschaft. Das sollte sie selbstbewusster machen und selbstbewusster kommunizieren. Holzwerkstoffhersteller sollten wie der Werkstoff Holz kreativ bleiben. Logistik, Rohstoffbeschaffung, Produktentwicklung, Energie und Personal sind wichtige Themen der Gegenwart und der Zukunft. Wer diese Themen beherrscht, wird die Zukunft aktivmitgestalten.
Pfleiderer

ANZEIGE        

Image №6
mehr Informationen
Datenschutz